11 September 2013

Positiver Elan



Von Geduld leider nur wenig genetisch veranlagt, wollte ich dennoch unbedingt meine neu gewonnene Energie sofort für weitere Dinge einsetzen, die sich positiv auf mein Gemüt hätten auswirken können. Als erstes entschied ich mich für einen simplen Coiffeurbesuch. So zu sagen, als Zeichen meiner inneren Veränderung, schien es mir angebracht, diese auch äußerlich festzuhalten. Ich habe meine Tochter dazu überredet mit zu kommen, was anfänglich nicht so leicht war, doch als ich ihr ebenfalls einen lässigen Schnitt und viel Pflege für ihr Haar versprach, willigte sie schliesslich grinsend ein. Sie war so zufrieden auf dem viel zu grossen Sessel vor dem noch viel grösseren Spiegel, während eine Coiffeuse ihre Kopfhaut massierte. Wie eine kleine Lady kam sie mir vor, die ihr Gemütszustand voll auszukosten wusste. Dieser Anblick hat mich berührt. Manchmal braucht es eben nur wenig, um viel zu erreichen und ich war stolz, dass meine Tochter das scheinbar genau so empfand.



Ich suchte mir ein neues Hobby. Sport hat mich immer ausgeglichen, doch seit dem Marathon in London, macht mir das linke Knie einen Strich durch die Rechnung. Also entschloss ich mich dazu; ein Rennrad zu kaufen. Ein wunderbares, schönes Bike, welches sehr rasch zu einem neuen aber festen Bestandteil meiner Freizeit wurde. Die erste sportliche Betätigung zu der ich meinen Körper aufbringen konnte. Ich fühlte mich gut. Schon seit langem konnte ich meinen Körper nicht mehr so spühren. Da waren sie doch, die Muskel, welche ich bereits vergessen habe, dass sie existieren. Ein kleiner Erfolg den ich genoss und mir bestätigte, dass ich langsam wieder zu Kräften gekommen bin. Diese sportliche Leistung galt es dann weiter auszubauen. So fing ich an Strecken rauszusuchen, immer anspruchsvollere und weitere Distanzen. Bis zu sieben Stunden war ich manchmal auf dem Rad, quer durch das ganze Baselbiet. Ich fuhr über jenste Pässe. Das Gefühl oben angekommen zu sein und danach mit ca 60km/h den Berg runter zu radeln, war einfach eine unschlagbare Sensation. Diese Freiheit nach zu empfinden, kann ich Jedem nur empfehlen.



Weiter meldete ich mich bei einer Immobilienverkaufsschulung an. Ich lernte viele neue Leute kennen, eine durchaus witzige Bande, die mich immer unterhält aber auch entsprechend fordert. Vieles hat sich dadurch positiv verändert. Vom Kleiderstyle bis zum wachsenden Selbstwert, der durch gesunde Anerkennung ausgezeichnet wird. Der Erfolg motiviert mich und die Flexibilität, lässt dem Leben mehr Freiraum. Ich mag diese Arbeit und wollte sie nachdem ich meinen ehemaligen Traumberuf als Journalistin aufgegenen hatte, schon immer verrichten. Man braucht Mut, um auf die unterschiedlichsten Menschen zu zu gehen. Hinter jedem Verkauf steckt eine andere, spannende Geschichte und das wachsende Netzwerk öffnet einem immer wieder neue Horizonte. So habe ich eines Tages auch ein Shooting zugesprochen bekommen, welches mir eine wunderbare Wohnung offenbart hat. Direkt am Wasser, ich liebe das Wasser... Ein unter Denkmalschutz stehendes Bauernhaus, welches bis auf die Grundmauern herunter gerissen und neu erbaut wurde. Keine Wand scheint darin gerade zu stehen, keine Ecke, die einen Winkel von 45 Grad aufbringen mag. Grosse, offene Räume, in denen alte Balken wieder eingearbeitet wurden. Sie war einfach wie geschaffen für uns! Ein kleiner Teil des Schlossgartens, der zur Nutzung einlädt.… In einem kleineren Dorf das seine Geschichte in der Architektur festhält und von Menschen bewohnt wird, die für einander einstehen und sich respektieren. Ich entschied mich kurzer Hand, das Mandat abzusagen und die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Wir zogen 3 Monate später ein und fühlen uns sehr wohl. Hier konnten wir unser Leben neu nach unseren Bedürfnissen gestalten. Dieser Schritt nach einer räumlichen Veränderung war überreif für mich und meine ersehnte Unabhängigkeit!
Da ist er wieder, der Link des vorgeschrieben Lebens. Es kommt eben doch immer so wie es sein soll und das ist offensichtlich nicht nur schlecht!

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