15 September 2013

Unehrliche Reflektion - Wir sind Opfer, brauchen daher keine Hilfe!

Oft empfinden Borderliner sich selbst als Opfer einer verlogenen Umgebung. Werden ihre Erwartungen in andere Menschen nicht erfüllt, fühlen sie sich von diesen belogen und ausgenutzt. Da es jedoch unmöglich ist, der Erwartungshaltung einer solchen Persönlichkeit zu entsprechen, ergibt sich daraus deren vermeintliche Opferhaltung. Es entwickelt sich einen verzweifelten Wunsch, ihre falsch reflektierte Wahrheit aufzudrängen, ohne sich dabei bewusst zu sein, dass dieses Verhalten eine zerstörerische Wechselwirkung zur Folge hat. Selbstmitleid ist im Allgemeinen nur solange produktiv, wie es einen förderlichen Charakter trägt. Über die Akzeptanz der Geschehnisse, der beigetragenen Anteile und der Annahme aller damit verbundenen Gefühle führt es zu einer Lösung, welche ein weiteres verharren im Mitleid mit sich selbst eigentlich unnötig macht. Borderliner-Persönlichkeiten neigen, aufgrund der eingeschränkten Fähigkeit, selbstverantwortlich für sich einzustehen, zu der Grundannahme, das böse Schicksal und die unverlässlichen, schlechten Mitmenschen seine schuld an deren Unglück. So sind sie bereits bei der Abwehr von Emotionen blockiert. Das heisst, sie interpretieren die Geschehnisse in einer Form, in der sie sich weder mit ihren Gefühlen noch mit Lösungsmöglichkeiten auseinandersetzen müssen. Sie weisen die Verantwortung für ihr Verhalten an andere, sodass die Auseinandersetzung mit den eigenen Anteilen und somit auch die Annahme der Verantwortung für die Situation und sich selbst nicht nötig erscheint. Dies ist jedoch wiederum die Voraussetzung dafür, Lösungen zu finden und die eigentlich ersehnten Veränderungen einzuleiten. Die eingeschränkte Fähigkeit solche eigene und fremde Grenzen wahrzunehmen, ist hier klar ersichtlich.

Die Entscheidung Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist nur dann sinnvoll und umsetzungsfähig, wenn der Betroffene dies aus seinem eigenen, freien Willen getrofffen hat. Es liegt allein in seinem Ermessen, ob er an seiner Situation etwas ändern möchte oder nicht. Zugegeben, es ist schmerzvoll Verhaltensweisen beim Partner festzustellen, die für ihn ebenso schmerzhafte Konsequenzen in sich tragen, wie für uns. Mit ansehen zu müssen, wie jemand, den man liebt, sich und andere emotional derart verletzt, wie jemand seiner Angst vor dem Alleinsein, mit Isolation begegnet, kann ein ohnmächtiges Gefühl von Hilflosigkeit erzeugen. Mit dem Wissen, dass es dem Angehörigen durch seine zerstörerische Verhaltensweisen, zunehmend noch schlechter gehen wird, ist es wahnsinnig schwer loszulassen. Aber eben nur die Konsequenz seines Verhaltens, bergen die Chance in sich, aus einem bewusst wahrgenommenen Leidensdruck heraus Hilfe anzunehmen. Der erste Schritt setzt allerdings eine ehrliche Reflektion der Umwelt voraus, so wie ein konsequentes abgrenzendes Verhalten, welches keinerlei Verantwortung für dessen Handlungen übernimmt.

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