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ANNA: Es
machte richtig Spaß verschiedene Wohnungen anzuschauen. Es war wie im
Film. Wir zwei Verliebten suchten ein passendes Nest. Wir entwarfen in
unseren Gedanken und Worten unsere gemeinsame Zukunft, schmückten sie
mit unseren Träumen und stellten fest, dass wir die gleichen Träume
hatten. Meinungsverschiedenheiten konnten wir uns noch nicht einmal
vorstellen. Wir entschieden uns für eine schöne Wohnung und erhielten
auch sofort die Zusage. Es durchzog allerdings ein flaues Gefühl meine Magengrube, als er mir
mitteilte, dass er seine Wohnung gekündigt habe, ein ganz komisches
Gefühl. Auf einmal wollte ich meine Wohnung nicht mehr kündigen, denn
wer weiß ob die Beziehung Bestand haben würde? Angenommen es gäbe einen
Streit, was sollte ich tun, wohin sollte ich mich zurückziehen? Auf
einmal sah ich ihn aus anderen Augen. Wollte er mich aus meinem Leben
wegreißen, mir meine Zuflucht nehmen? War es richtig, mit ihm gemeinsam
diese Wohnung zu beziehen? Es war ein unbeschreibliches Chaos in meinem
Kopf. Als er dann noch anfing zu fragen, warum ich meine Wohnung noch
nicht gekündigt hätte, fühlte ich mich eingeengt. Wollte er mich zu
seinem Eigentum machen? Ich fühlte mich schlecht, ich fühlte mich leicht
schuldig, weil ich meine eigene Wohnung nicht gekündigt hatte. Denn
irgendwo hatte ich das ja auch versprochen, indem ich mich auf eine
gemeinsame Wohnung eingelassen hatte und zwei Wohnungen konnte ich nicht
bezahlen. Ich hatte Angst vor der Endgültigkeit. Ich rechtfertigte
mich, indem ich ihm etwas aus meinen bisherigen Beziehungen erzählte.
Denn das war teilweise ganz entsetzlich gewesen. Und dafür musste er
doch einfach Verständnis haben, jedenfalls wenn er der richtige Mann für
mich war. Ich wusste gar nichts mehr, es wurde eng. Ich hatte das
Gefühl, zu ersticken. Ich verstand nicht, was los war. Ich wusste nur:
Ich muss ganz schnell weg. Zum Glück meldete sich mein Ex bei mir. Mit
ihm ging ich abends essen. Es war eine kleine Erleichterung für mich,
denn ich hatte das Gefühl, dass Kevin mich vereinnahmen wollte. Es
fühlte sich so an, als ob ich dadurch mich und mein Leben verlieren
würde.
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ERKLÄRUNG: Ihr
wird in einem klaren Moment bewusst, dass sie ihn eigentlich noch nicht
kennt und nicht weiß, wie es mit ihm werden wird. Sie versteht nicht,
dass die Angst, die sie hat, zu einem Teil darauf beruht, dass sie sich
bisher nur auf einer illusionären Ebene der Verliebtheit begegnet sind.
Die Realität und der Mensch, mit seiner ganzen
Persönlichkeit, hatten bisher noch gar keine Chance sich zu offenbaren.
So hegt sie Zweifel, verfällt der Ambivalenz und berechtigten
Unsicherheiten. Ihre Angst vor dem „verschlungen werden“ taucht auf,
obwohl sie selbst die Situation maßgeblich herbeigeführt hat. Planen, träumen, sich alles schön auszumalen, hat Anna Spaß gemacht.
Freude auf etwas Neues hat Ihre Sehnsüchte geweckt. Als sich nun die
Realität dessen zeigt, hat sie Angst vor der Entscheidung, Angst
verschlungen zu werden, Angst vor der Endgültigkeit. Diese Ängste kann
sie nicht verbalisieren, und erzählt Kevin nur, über ihre schlimmen
Erfahrungen mit anderen Männern. Sie fühlt sich in seiner Realität
eingesperrt, hat Angst „den Ausgang“ nicht mehr zu finden und zu
ersticken.Erleichterung kann eintreten, als sie sich der Beziehung entwindet und
ihren Ex sieht. Denn da ist sie ganz weit von ihrer jetzigen Beziehung
entfernt. Wie in einem Paralleluniversum. Sie flüchtet aus Kevins
Realität, die ihr im Moment der Entscheidung große Angst macht und eng
wird. Annas Reaktion schockt
Kevin zuerst. Aber er relativiert diese Situation, indem er Rücksicht
auf sie nimmt. Denn „sie hatte kein Glück bis jetzt, und es ist ok, es
langsamer anzugehen“. Er versucht, Verständnis für Anna aufzubringen und
hofft, dass sie schon merken wird, dass sie ihm vertrauen kann.
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