24 September 2013

Erfahrungsbericht Lukas 39

"Das Gefühl ist bleischwer und völlig bodenlos zugleich. Es fühlt sich an wie eine Mischung aus Angst, Verzweiflung, Verlassenheit, Frustration und Resignation. Ich kann dieses Gefühl auch körperlich spüren, Es brennt förmlich hinter meinem Brustbein, mein Herz brennt. Was habe ich wieder getan. Ich habe sie beschimpft, zum 500. Mal mit ihr Schluss gemacht, sie völlig entwertet, abgewertet, in den Dreck gebrüllt. Sie ist gegangen, wie ein Hund, den man verprügelt. Als sie ging, hatte ich Genugtuung. Eine Sekunde später hätte ich sie am liebsten zurückgeholt und ihr gesagt, dass ich sie doch liebe. Nach Minuten bin ich in einem Gefühl völliger Ambivalenz und Unsicherheit. Was ist geschehen? Warum habe ich sie rausgeschmissen? Sicher, sie ist zum 500. Mal zu spät gekommen... Wie toll wäre es, sie riefe an un würde sich entschuldigen. Dann könnte ich sie wieder zu mir nehmen. Ich zweifle, werde unsicher und unruhig. Mache mir Sorgen, ob sie gut zu Hause ankommt, denn es ist mitten in der Nacht. Sie meldet sich nicht mehr, ist gekränkt. Mein Zorn weicht einem Gefühl der Hilflosigkeit. Ich suche in meinem Kopf nach Argumenten. Argumente, warum ich Recht hatte, sie zusammenzubrüllen, lege mir ihr Verschulden noch einmal klar zurecht. Das jedoch nur für ca 5 Minuten, dann holen mich die Zweifel wieder ein. Ich trinke Alkohol, lege mich ins Bett und versuche einzuschlafen. Werde in dieser kurzen Nacht jedoch mehrfach wach. Sekundenschnell kommt die Erinnerung zurück, das schreckliche Gefühl und der hilflose Versuch der Gedanken, eine Lösung zu finden für das drohende Alleinsein. Am Morgen der erste verzweifelte Griff zum Handy. Keine Nachricht. Ich rufe sie an, sie meldet sich nicht. Da ist das Gefühl wieder, dass ich als Kind hatte, diese gottverlassene Einsamkeit. Ich fühle mich wie ein Ertrinkender, suche verzweifelt nach einem Imaginären Ast, an welchem ich mich festhalten kann. Ich überlege, wen ich anrufen könnte, wo finde ich sofort eine neue Bekanntschaft. Abwechselnd der Blick in die Partnerbörse, dann wieder auf mein Handy. Sie meldet sich nicht, ich laufe auf und ab, finde keine Ruhe. Was habe ich nur getan?! Was könnte ich tun, um es rückgängig zu machen. Mir fallen all die schönen Dinge ein, die ich mit ihr erlebt hatte. Dann ringe ich nach Fassung und versuche all die negativen Dinge an ihr zu finden, um die positiven sofort zu überlagern, zu löschen. Es will mir nicht gelingen. Ja stimmt, sie ist manchmal unzuverlässig, etwas chaotisch aber ich liebe sie doch. Unser Sex ist der herausragendste überhaupt. Gestern habe ich sie hinausgeschmissen, habe ihr gesagt, sie sei eine Schlampe, das mieseste Stück auf der Welt. Sie weinte, war zu keinem Wort und zu keiner Handlung mehr fähig. Ich habe sie beschimpft und angeschrien, wie ich es schon oft getan habe. Stunden hat sie zuvor mit dem Auto vor meiner Tür gestanden, versucht mich anzurufen und ich habe sie einfach ignoriert. Meine Wut war grenzenlos. Gerade vermisse ich sie so sehr, ich bin so leer ohne sie."

Kein Mensch in meinem sozialen Umfeld würde glauben, dass ich mich manchmal so verhalte und so fühle. Alle halten mich immer für einen ganz netten Kerl. Ich bin in meinem Berufsleben und auch im Umgang mit Fremden oder alten Freunden, die mich nie hinterfragen, akzeptiert.

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